
Mitten im Oktober hatte ich einen Workshop bei Foto Meyer gebucht: Nachtfotografie – Motive sollten diverse nächtliche Szenen im Rahmen des Festivals of Lights darstellen. Leider war ich am Workshop-Tag dermaßen erkältet, dass ich mich beim praktischen Teil ausklinken musste.
Gestern bat ich meinen Mann, mich beim fotografieren in der Dunkelheit zu begleiten. Ich bin zur Akadamie der Künste, weil dort bis Januar Projektionen von argentinischen Comics-Helden zu sehen sind. Und seit den 1980er Jahren bin ich aficionada von Mafalda, Guille, Libertad und sopa. Den eternauta habe ich mir vor kurzem besorgt und der liegt zur Lektüre noch auf meinem Stapel der zu lesenden Bücher.
Ich war also mit Stativ und Canon 60D und Lesebrille (um das Display zu erkennen) und Stirnlampe (um das Display zu erkennen) am Brandenburger Tor und probierte rum. Es war saukalt, hat aber Spaß gemacht. Foto Meyer hätte mir ein Siri-Karbon-Stativ geliehen, aber gestern hat das alte Stativ aus den 1970ern von Rainers Bruder Peter, der ein sehr guter (analoger) Fotograf ist, durchaus gereicht. Nun, ich hab den Vergleich nicht. Foto Meyer wollte bestimmt Kaufanlässe schaffen und mich aufs Sirui-Stativ scharf machen. Das gelingt ja meistens.
(Ich kann leider keine Fotos mehr hochladen, da ich meine 3 Gb für die Gratisvariante bei WordPress erreicht habe. Und 99$ pro Jahr ist mir zu viel.) Schade. Darum weiter hier: http://karinstag.tumblr.com/
Ich bekomme vom Kino Moviemento regelmäßig Newsletters, in denen ich auf das aktuelle Programm und auf besondere Veranstaltungen hingewiesen werde. Abgesehen davon ist dieses Kino eines meiner Lieblingskinos. Klein und fein und manchmal schräg, es gibt thematische Filmreihen, Schauspieler und Regisseure sind des öfteren zu Gast.
Gestern sollte also der Film Alki Alki gezeigt werden. Der Regisseur Axel Ranisch (den ich als Schröder in ein oder zwei Krimis schon wahrgenommen hatte) und ein Teil seiner Crew waren anwesend, um über den Film, seine Entstehung, das Konzept, Anekdoten zu erzählen. Das Ganze war sehr sympathisch und interessant. Die Sucht im Film ist personifiziert: Flasche heißt der Typ – er schleicht ständig um den süchtigen Tobias herum, ist immer bei allem anwesend, ist nicht unsympathisch und spätestens, wenn Flasche auch noch den Arm um den ältesten Sohn des Protagonisten legt, einfach nur widerlich. Koabhängigkeit ist Thema, Therapiemethoden in einer Suchtklinik werden gezeigt – mit verschiedenen ebenfalls personifizierten Süchten: Spiel-, Sex-,Tablettensucht. Das ist komisch, nie lächerlich. Und: mit dabei ist der großartige Käptn Peng – Troubadour Robert Gwisdek besingt das Drama. Ein Filmtipp, auf jeden Fall.
Ich bin jetzt 3 Jahre bei den Charlottenburger Damennixen – die erste Schwimmbrille, die ich meinte kaufen zu müssen, weil alle in der Halle eine trugen, passte wie angegossen. Sie beschlug regelmäßig nach 30 Minuten schwimmender Aktivität, was ich durchaus zu akzeptieren bereit war. Jetzt war sie aber auch noch verschrammt und einfach oll. Ich ging also in ein Sportgeschäft in der steglitzer Schlossstraße und begann, die Brillen ans Auge zu pressen. Sie sollte ja perfekt passen, wenn sie mich wieder beim Bahnenschwimmen begleiten würde. Das Anprobieren war einigermaßen kompliziert, weil die zur Verfügung stehenden Brillen an einem Stahlkabel hängen. Man muss also die Brille an die Augen drücken und gleichzeitig die Zugspannung vom Kabel durch Ziehen reduzieren. Ich wurde ungeduldig und dachte, ach, passt schon. Im Wasser wurde ich bitter enttäuscht. Mein wieder aufgelebte Schwimmmotivation wurde böse behindert – besonders auf der rechten Seite drang immer wieder Chlorwasser in die Brille. Ich nahm sie ab, justierte neu, drückte an, zog die Bänder stramm, ließ die Bänder etwas lockerer, drückte wieder an, kippte Wasser aus den Augenschalen usw. Nix zu machen, Wasser kam immer wieder durch. Ich wechselte von Kraul auf Rücken, um das Wassereindringen so gering wie möglich zu halten. Es machte keinen Spaß.
Jetzt bin ich eingeknickt und hab mir doch wieder eine neue Schwimmbrille – nach nur 5 Wochen – gekauft. Diesmal ließ ich mich beraten. Die Verkäuferin versicherte mir, dass wenn ich eine Kundenkarte besitze (hab ich) und den Beleg aufhebe (wo ist der jetzt eigentlich?) und die Brille sich in der Praxis als untauglich erweisen würde, ich sie umtauschen könne. Ich hoffe, ich muss den Kaufbeleg nicht suchen müssen. Ich hoffe, die Brille funktioniert.
In Abständen ersteigert mein Rainer Kurse oder Reisen beim Tagesspiegel. Ich war deswegen mit ihm auf einem Kajütboot unterwegs und hab ansatzweise kapiert, dass es sowas wie entfesseltes Blitzen gibt. Jetzt im goldenen Oktober waren wir mit unserem alten Hund auf dem Gut Wollin. Es war ausgesprochen ruhig, sonnig, die Lage günstig für verschiedene Spaziergänge und Wanderungen zwischen anderthalb und vier Stunden. Wir haben die Kreidefelsen gesehen, sind durch Buchenwälder gewandert, waren auf Hiddensee, sind stundenlang am feinen Sandstrand entlanggelaufen. Dem Hund merkte man sein Alter nicht an, er sprang mehrmals ins Wasser und war ausdauernd und fröhlich. Ich sag das so, weil wir eigentlich im Sommer mit seinem Ableben rechneten.
Angesichts des großen Geländes auf dem Gut und der vorhandenen Ponys und des tollen Spielplatzes mit Piratenschiff und Trampolinen und “Wohnfässern” fantasierten wir schon davon, mal mit den Enkelkindern herzufahren… Auf dem Rückweg fuhren wir durch Stralsund und waren ganz angetan. Kurz nach der Wende waren wir einmal dort und fanden die Stadt heruntergekommen und in Ruinen – jetzt macht sie einen völlig anderen Eindruck auf uns. Das Ozeaneum muss noch angeschaut werden.
- So sieht die Einfahrt zum Gut Wollin aus.
- Beim ersten Spaziergang stießen wir auf das Steingrab.
- Ausblick
- Alte Mauern
- Reet
- Typische kleine Straße
- Das Wohnhaus in Wollen
- Enkel_innen-Paradies
- Weltnaturerbe der Unesco
- Buchenwald
- ein Exemplar
- Rainer und Milac
- goldener, wahrhaft goldener Oktober
- ein Kreidefels
- Rast unter der Kreide mit Käseklappstulle
- Blätter und Steine
- Kreide
- Fallobst
- Helene Weigel kaufte dieses Haus in Putgarten. Jetzt ist es ein Café.
- “Meine” Blume: fette Henne
- Reet und Elster
- Fenster in Putgarten
Henning Mankell schrieb den Roman schon 2001.
Ich weiß nicht, woran es lag, dass gerade ich überlebte, als dieses Schiff an den Felsen zerschellte und verzweifelte Menschen da unten im Dunkel des Laderaums mit Klauen und Nägeln kämpften, um hinauf- und herauszukommen. Aber ich weiß, dass diese Brücke, die wir alle zu sehen meinten, als wir da am Strand am nördlichsten Punkt von Afrika standen, dem Kontinent, von dem wir flohen und um den wir schon trauerten, ich weiß, dass diese Brücke gebaut werden wird. Denn so hoch wird der Berg von zusammengepressten Leichen auf dem Boden des Meeres einmal werden, das versichere ich dir, dass der Gipfel sich wie ein neues Land aus dem Meer erheben wird, und das Fundament aus Schädeln und Rippen wird die Brücke zwischen den Kontinenten schlagen, die keine Wächter, keine Hunde, keine betrunkenen Seeleute, keine Menschenschmuggler werden niederreißen können. Erst dann wird dieser grausame Wahnsinn enden, bei dem man angstvolle Horden von Menschen, die desperat um ihr Leben fliehen, in die Tunnel der Unterwelt hinabbringt, so dass sie zu den Höhlenmenschen der Zeit werden.
Als Rainer und ich vor etwa einem Jahr auf dem Flugfeld Tempelhof eine vogelkundliche Exkursion mit Derk Ehlert unternahmen, fragten wir nach seiner Donaudelta-Reise. Er meinte: “Gut dass ihr fragt, gestern haben 2 Leute abgesagt. Schickt eine mail an mich, dann könnt ihr mit.” Inzwischen habe ich gelernt, dass man sich gut 2 Jahre vorher für die beliebten Reisen mit Derk anmelden sollte. Die Gruppen sind auch mit 8-10 Teilnehmern klein. Die Reise ins Donaudelta bedient unsere Leidenschaften: Vögel beobachten und kennenlernen und Schiffchen fahren. Ich habe eine Auswahl von Fotos in chronologischer Reihenfolge in den Beitrag eingefügt und kurz kommentiert.
Der madode Charme in Tulcea, Rumänien
Es scheint eine gewisse Vorliebe für Dreiecke zu geben, auch bei mir als Betrachterin.
Ein close-up der Fassade. Es wird wohl nichts dran gemacht.
Michael von unserer Orni-Gruppe konnte die Pflanze benennen, ich hab den Namen leider vergessen, fand sie aber wunderschön. (per email kam noch von Michael: Bei dem abgebildeten Baum handelt es sich um eine Art der Albizie, den Seidenbaum. „In der Gattung der Albizia ist Albizia julibrissin die Art, die am weitesten in den gemäßigten Klimazonen verbreitet ist. Diese Baumart ist winterhart bis etwa -15 °C.“)
Rosa Pelikane haben einen “Kamin” gefunden und segeln ganz ruhig und elegant in großer Höhe.
Eine Blauracke. Am Anfang unserer Reise hätte ich nicht gedacht, dass wir diesen schönen Vogel so oft sehen würden. Am letzten Tag war er schon fast nichts besonderes mehr.
Bienenfresser. Die sind nach den Pelikanen und dem Rallenreiher meine Lieblingsvögel geworden.
Rainer durfte – selten zwar – aber er durfte auch mal ans Ruder. Eine Bachstelze begleitete uns eine Weile. “Kapitän” wurde Rainer manchmal genannt.
Eine Kuh mit einem schönen Gesicht.
Nach etwa 6-7 täglichen Stunden auf dem 12m-Boot gingen wir nochmal zu Fuß los, dann mit Spektiven und Fernglas sowieso. Es tat unglaublich gut, sich ein bisschen die Füße zu vertreten und sich zu bewegen.
Auf der Distel befinden sich 2 Distelfinken, Stieglitze.
Ein Purpurreiher
Ein Drosselrohrsänger. Mir wurde gesagt, er würde “kalle-kalle-kri-kri”singen. Ich hab es einfach nicht gehört. Das hat wirklich gedauert. Erst als ich verstand, wie genau das “kalle-kalle-kri-kri” klingt, war es auch in meiner Wahrnehmung existent.
Ein Bienenfresser im Baum – obwohl er so bunt ist, bedeutet es für mich eine Herausforderung, ihn auch zu finden.
Eine Blindschleiche
Jede Menge Frösche
Wir gingen während der goldenen Stunde durchs Dorf, unbefestigte Straßen, und Dorfbevölkerung.
Unsere liebenswerte Schiffsköchin, Christina, die während der Vormittage leckere Suppen und Stews zubereitete und nach Bedarf Kaffee reichte.
Typische Pose unseres Guides Mihai, immer aufmerksam das Umfeld abscannend, um uns Vögel zu präsentieren. Er benutzte seine Nikon-Kamera mit 300mm-Objektiv plus Extender als Fernglas und macht super gute Fotos, die er auch auf seiner Webseite oder bei Facebook zeigt.
Mihais Fuß
Eine kleine Pause für die Köchin Christina.
Die Suppe, die wir regelmäßig mit grünen Chilli-Schoten pimpten, manche waren scharf, andere noch schärfer, manche harmlos.
Eine Uferschnepfe
Derk zeigte uns Sichler, Seidenreiher, Silberreiher
Gesichtet
Am Schwarzen Meer schwammen wir in durch die Donau verdünntem Salzwasser, gefühlte 27°C.
Ein bisschen wie Christos Sonnenschirme, nur dass seine gelb und zahlreicher waren.
Derk erzählte uns, dass sich dort an der Donaumündung die Kühe sehr gerne aufhalten. Es ist immer windig, d.h. so gut wie keine Insekten können die Kühe ärgern.
Hier gab es viele, viele, viele Weißbart-Seeschwalben mit ihren Babys – wie Derk und Mihai die Küken nannten.
Eine funktionierene traditionelle Familie.
Das ist ein junger Nachtreiher.
Das ist ein Silberreiher, der im Begriff ist abzuheben. Da der Vogel dahinter einen schwarzen Schnabel zu haben scheint, denke ich, dass es ein Seidenreiher ist.
Heu
Mihai erklärte uns, dass tote Bäume nicht entfernt werden dürfen.
Pferde.
Und das gehört zu Karaorman, dem unheimlichsten Ort aller Orte. Ich wurde ausführlich darauf vorbereitet. Wer in Karaorman war, kommt als anderer Mensch dort weg – wenn er denn wegkommt. Keiner sollte sich von der Gruppe entfernen und etwa alleine dort durchgehen. Tiere bewohnen verlassene Häuser, unheimliche Dinge geschahen.
Nicht mal in Wikipedia konnte ich viel über Karaorman finden. Ceausescu hat die Stadt wohl bauen lassen, hatte gerade mal einen Besichtigungstermin, bei dem ein einziges Haus fertig war. Dann wurde Ceausescu gestürzt, hingerichtet und sein Vorhaben verfiel zu einer Geisterstadt.
Dieses Pferd bewohnt eine 65 m2- Wohnung im Hochparterre rechts.
Unser Reiseteilnehmer Hans-Jürgen nannte diese Pilze passenderweise “Düngerlinge”.
Auf der anderen Seite der unheimlichen Dorfseite gab es ganz normale Häuser, Gärten, Störche.
Die Reifen müssen in der großen Mittagshitze ja irgendwie vor dem Platzen geschützt werden.
Unser Struppi. Bei der Vorbereitung der Reise wurde uns eingebleut, ja die vielen Straßenhunde in Rumänien zu ignorieren. Man würde sie sonst nie wieder los. Dieser Hund für 2 Stunden war toll. Wenn wir standen und Wiedehopfe und Blauracken anschauten und den Steinkauz und Pirol suchten, legte er sich entspannt hin und wartete geduldig. Im Gegensatz zu den armen angeketteten Wachhunden bellte er überhaupt nicht. Coole Begegnung.
Unser Schiff, das Mihai in Amsterdam erstanden hat und auf einem Tieflader nach Rumänien hat bringen lassen.
Mihai hatte Wels, Hecht und Karpfen erstanden. Christina verarbeitete die Fische dann auf dem Schiff zu einer Fischsuppe.
Hier trafen wir auf Massen von Rosa Pelikanen, die im Wasser fischten, durch unser Durchfahren aber gestört wurden.
Das Nest einer Beutelmeise. Die Männchen basteln sie für jeweils eine Brut, dann müssen sie ein neues konstruieren.
Mihai erläutert uns den Unterschied zwischen den Neuen und den Alten Orthodoxen Christen in einem Kloster des Athanasius(?)
Ein Distelhut.
Das Nest eines Rotfußfalken mit Jungtier.
Die Fischsuppe, bei der wir zuerst die Fischstücke sezierten, um besser die Gräten entfernen zu können. Der Fisch wurde mit einem Knoblauchsuppendip gereicht. Danach gab es den gemüsigen Fischsud. Wegen meiner fehlenden Lesebrille gelang mir das Trennen von Fisch und Gräten eher suboptimal.
Ein Grauspecht. Den Gesang lernte ich in den Tagen zuvor durch Mihai gut kennen. Der Kosmos Vogelführer beschreibt ihn treffend: ” …6-9 Pfeiftöne, die sukzessive in der Tonhöhe abfallen und nach den drei Anfangstönen langsamer werden kikiki kü-kü-kü-kü kö, leicht nachzupfeifen, ohne den lachenden Ton des Grünspechts, klingt eher wehmütig.”
Patricia entdeckte den ziemlich großen Greif da hinten auf dem toten Ast. Es war ein Seeadler.
In Mila 23 bekamen wir gefillte Fisch: Hecht, dem die Gräten schon entnommen waren, der Fisch wurde als Farce mit Gewürzen wieder in die Fischhaut gefüllt, dazu gab es Fischbuletten.
Ja, man kann das Fliegengitter doch sehen. Ich hatte es nicht geglaubt. Trotzdem erkennt man gut, dass der Sonnenuntergang bombastisch war.
Am Tag darauf fuhren wir mit dem Schiff wieder zurück nach Tulcea und von dort nach einer extrem lauten Partynacht, die mir den Schlaf raubte, im Kleinbus nach Bukarest.
Fazit: eine tolle Reise mit tollen und fachlich versierten Reiseleitern und tollen, bereichernden Gruppenteilnehmern, die ich mir ja vorher nicht aussuchen konnte.